… in leichtem, kaum spürbaren Nieselregen überquere ich 7 Minuten nach dem offiziellen Start die erste Matte und starte meine Garmin – piiiep, ab jetzt läuft meine Zeit – uffffffffff, aufgeregt bin ich jetzt schon! Fox on the run
Im Sog tausender Läufer und Zuschauer aus über 80 Nationen nimmt das Rennen seinen Lauf, Barcelona liegt einem zu Füßen und auf geht’s zum wohl schnellsten Sightseeing, das man per pedes erleben kann.
Meine Kilometerzeiten und Motivation <3 habe ich mir am Vorabend noch auf die Hand geschrieben und so versuche ich mich zurückzunehmen, nicht mitreißen zu lassen und nach Vorgabe die ersten drei Kilometer in 5:12min/km zu laufen.
Ganz gelingt mir das nicht aber bei 5:08 pendelt sich mein Rhythmus ein. Das Glücksgefühl in mir ist riesig, ich sauge jedes kleinste Detail auf. Vorbei am Camp Nou, ein Stück auf der Gran Via de les Cortes zur Passeig de Gràcia, der Einkaufsstraße Barcelonas, am Casa Milà und am Casa Batlló … die Pace passt, die Beine sind frisch und schon ist man bei Kilometer 12 wieder an der Arena Barcelonas.
Ganz eben ist der Kurs jedoch nicht, so ist es nicht ganz so einfach, eine gleichmäßige Pace zu laufen, ich bin jedoch immer eine Spur vorn. Im Kopf zähle ich die gutgemachten Sekunden, eine Methode die mir schon manchen Trainingskilometer einfacher gemacht hat. Gedanken, ob ich nicht doch zu schnell bin, um das Tempo dann gleichmäßig weiter steigern zu können und am Ende vielleicht einzugehen, versuche ich wegzuwischen – positiv denken!
Ab Kilometer 15 geht es 2 Kilometer leicht bergab, gerade auf die Sagrada Familia zu, eines von Gaudis Meisterwerken – und trotz Unvollendung, unendlich beeindruckend!
Die Stimmung an der Strecke ist ununterbrochen toll, die Verpflegung, wie die gesamte Organisation, perfekt.
Bei Kilometer 21 zeigt meine Uhr das erste Mal eine Pace von 5:18 an – 8 Sekunden über der Sollzeit. Der Kilometer war jedoch schwierig, bergauf und doch im spürbaren Gegenwind. Da die Straße aber auch wieder entgegengelaufen wird, bleibe ich positiv und versuche die Pace wieder zu erhöhen …
1:48:23 – die Hälfte ist geschafft! Nicht ganz wie gewünscht „geschenkt“ aber doch sehr sehr gut und nahezu exakt auf Soll für 3:37h, nun schaffe ich es sogar Kilometer 22 in 4:49 zu meistern. Auch danach bleibt das Tempo gut. Inzwischen habe ich einen „Laufpartner“ gefunden und wenn auch schweigend, meistern wir Kilometer um Kilometer, überholen einen um den anderen Läufer, teilweise fliegen wir fast vorbei.
Der nächste Teil der Strecke ist dann doch eher unspektakulär aber meine Gedanken kehren sich eh mehr und mehr nach innen und konzentrieren sich nur noch aufs Laufen. Immer wieder die Kontrolle der Zeit und einfach unfassbar, dass ich es wirklich schaffe, dass Tempo noch weiter zu erhöhen. Ab Kilometer 30 gehen die ersten und auch meinen Verbündeten habe ich leider verloren und ich bete innerlich, keine Krämpfe zu bekommen.
Im Gegensatz zum Vorjahr – wo ich ab Kilometer 31 nach Plan die Pace runtergefahren habe, ist heuer Vorgabe diese bis Kilometer 35 um eine weitere Sekunde zu erhöhen.
Ich schaffe auch das, merke aber doch, dass ich schon schwerer atme und auch meine Waden befinden die Strecke so langsam als ausreichend. Am Meer entlang ist auch wieder Gegenwind spürbar, Verpflegung mit Gel und Wasser so dringend.
Erleichtert bin ich als es bei Kilometer 36 den Arc de Triomf vor mir sehe … „nur“ noch 6 Kilometer … pushen pushen pushen, positiv bleiben.
37, 38, 39 … die Zeit geht nach unten, doch bin ich noch im grünen Bereich. Ich spüre meine Beine aber auch, dass ich noch nicht am Ende bin. Schwierig wird es teilweise, durch die Massen zu laufen. Die Geräusche, lauten Rufe, das Klatschen … mein Kopf ist jetzt doch schon sehr müde und nimmt das alles wie unter Drogen und 10fach verstärkt war.
Der Blick auf die Uhr, schnelles Rechnen … die zwischenzeitlichen Sekunden sind längst aus dem Kopf … und doch – es kann sich eine 3.35er Zeit ausgehen. Noch etwas ungläubig aber dann alle Gedanken wegwerfend und einfach so gut wie es noch geht die Beine in die Hand nehmend, mache ich mich auf die letzten 2 Kilometer auf!
Von 5:16 auf Kilometer 41, laufe ich den letzten vollen Kilometer in 5:02 … meine Lunge ist am Bersten, mein Herz schlägt bis zum Hals und ich kämpfe um jeden Meter. Noch 400 Meter und weiter pushen, dann endlich um die letzte Kurve biegend, die letzten 200 Meter vor mir … meine Beine können eigentlich schon nicht mehr, den Zielspurt habe ich doch etwas zu früh angesetzt – ich schreie mich innerlich an, dass ich nicht 42 Kilometer gelaufen bin, um dann die letzten 200 Meter zu gehen und irgendwie schaffe ich es über die Ziellinie. Bevor ich zu Boden gehe, schaffe ich es noch die Uhr zu drücken – und da steht es – weiß auf schwarz – 3:35:54h!!!
Komplett erledigt, üüüüüberglücklich!!!!
Und nach dem Marathon folgt einfach nur Entspannung!
PlanB – succeded YEAAAAAAAAAAAHHHHHHH