Nachdem Dorothee bereits so wunderbar anschaulich und emotional über ihren Barcelona-Marathon berichtet hat, folgt nun die meinige Sicht auf den Marathon, welcher für mich die Erfüllung eines lang ersehnten Zieles, ich habe es sogar einmal meine persönliche Mondlandung genannt, bedeutete.
Kurz zusammengefasst, findet ihr einen Bericht darüber ja bereits in einigen lokalen Zeitungen, worüber ich den Sport-Redaktionen sehr dankbar bin. … Sportler der Woche … nenene… 🙂
Bevor wir jedoch im zweiten Teil des Berichtes an der Startlinie des Barcelona Marathons stehen, möchte ich euch zuvor gerne noch einige Wochen mit zurücknehmen. Es ist der 22.12.2017, wir sind gerade bei der Familie in Eisenach für unseren Weihnachtsbesuch angekommen. Das Wetter lädt nicht gerade zu Aktivitäten im Freien ein, aber darauf kann man bei einer Marathonvorbereitung sowieso nicht schauen und manchmal bringt das schlimmste Wetter die besten Trainingskilometer. Nach 7 Stunden Autofahrt kaum angekommen, rein ins Laufgewand und raus auf meine Standardrunde. 12 Kilometer sehr ruhig in 1:05h, „keine Bemerkungen“ steht danach im Trainingsplan. Was dieses Training so besonders macht … es war der Auftakt in eine nahezu perfekte Vorbereitungsphase. Von diesem Tag bis zum eine Woche vor dem Marathon beginnenden Tapering, bin ich lediglich an 7 Tagen nicht gelaufen und diese 7 Tage waren verteilt auf die beiden Erholungswochen, welche in der 11-wöchigen Vorbereitung enthalten waren (4. Woche und 8. Woche). Ich bin also an 8 von 11 jeden Tag, 7 Tage pro Woche gelaufen und habe jedes Training egal ob kalt, Schnee, Regen, Eis, … nach Plan durchgezogen, …
… mit dem Glück verletzungsfrei zu bleiben, bis … ja bis am Montag vor dem Marathon plötzlich die Unterseite meines Fußes einen stechenden Schmerz aufweist. „Was ist das bitte jetzt“ dachte ich mir da, ohne es anfänglich wirklich schon ernst zunehmen. Es ist Mittwoch noch 4 Tage bis zum Marathon und eine letzte kurze schnelle Einheit leicht unter Marathontempo steht am Programm. Nach 2 Tagen Ruhe ist der Schmerz im Fuß weg. Der Körper fühlt sich einfach nur bereit an. Ich laufe ein 3:50/k Tempo so locker dahin, wie ich es noch nie zu tun vermochte im Training. Es läuft! Kurz nach dem Training ist der Schmerz aber wieder da. ‚Was für ein f****** S**t ist das jetzt,‘ frage ich mich und beginne nervös, nein seeeehr nervös zu werden. Zum Glück habe ich am Abend noch einen Termin bei meiner Physiotherapeutin Babsi, die mich immer wieder wunderbar zusammenflickt, wenn ich mal wieder schleißig mit dem Aufwärmen und dem Rollen und all dem was sonst noch dazu gehört, war. Glücklich schaut sie nicht gerade drein als sie sich meinen Fuß vornimmt. Sie drückt kräftig auf die entzündete Stelle und mir schießt der Schmerz bis in die äußersten Haarspitzen. Voll reingehen möchte sie vor dem Marathon jedoch nicht mehr, sagt sie …, achso denke ich mir, wie würde sich das dann anfühlen. Viel machen außer Kühlen, Entzündungshemmer einnehmen und Tennisballmassage kann man aber nicht mehr machen, ist ihr etwas ernüchterndes Statement. Erst nach dem Marathon erfahre ich, dass Babsi sehr besorgt darüber war mit diesem Fuß einen Marathon zu laufen …, das sagte sie zumindest Doro bei ihrer anschließenden Behandlung. Ab Donnerstag vermeide ich jeden unnötigen Schritt, kühle bei jeder Gelegenheit und benutze die kleine Blackroll mehrfach täglich. Erinnerungen an 2017 werden wieder wach, als ich eine Woche vor dem Saisonhöhepunkt in absoluter Höchstform umgeknickt bin und mir die Sprunggelenksbänder angerissen hatte. Damals 16 Wochen Vorbereitung … ok, ruhig bleiben nicht weiter drüber nachdenken.
Es ist Freitagnachmittag, auf geht’s nach Barcelona. Ganz wichtig ist mir, meine Zweifel nicht auf Doro zu übertragen bzw. sie sie gar nicht spüren zu lassen, denn ich weiß, wie gut sie drauf ist und dass, wenn nichts mehr passiert, sie eine sensationelle Bestzeit laufen wird. Mit der Aufregung steigt auch das Adrenalin und damit werden die Schmerzen geringer. Am Samstag spüre ich sie kaum noch als wir uns auf einen letzten kurzen Lauf zum Beine locker machen begeben. Kurz vor Ende dann aber wieder leichtes entzündungstypisches Stechen. Egal, machen kannst du jetzt eh nichts mehr, entweder es hält und ich werde eine neue Bestzeit laufen oder es hält nicht, was gleichzeitig ein DNF (did not finished) bedeuten würde. Sekt oder Selters, alles oder nichts.
Beim Abendessen gehen wir noch einmal Doros Marschplan durch und korrigieren ihre Zielzeit nach unten auf 3:37h, um sie nicht nervös zu machen, hatte ich ihr das vorher noch nicht gesagt. Mein Fuß spielt jetzt keine Rolle mehr und doch kann ich meine Nervosität und Anspannung nicht wirklich verbergen. Meinen Marschplan habe ich mittlerweile genau im Kopf, da brauche ich nichts mehr durchgehen, schließlich ist es nicht mein erster Versuch die 2:45h zu knacken. Um 22 Uhr schalten wir das Licht aus.
Teil 2 folgt!
Noch einmal Schlafen und dann 42,195 km Durchhalten …